Alle Fakten zum Schockurteil in Magdeburg

Es ist ein Skandalurteil: Zwei Jahre Bewährung für das Totprügeln eines jungen Mannes. Sabri H., der Täter im Fall Marcus H., muss keinen Tag seines Lebens im Gefängnis verbringen. Der Prozess, der zu seiner Verurteilung geführt hatte, muss vor diesem Hintergrund als Farce gelten. Wir werfen einen Blick auf die Widersprüche.

Ende eines langen Weges?

Am 28. Februar 2020 ging für Karsten Hempel eine lange Odyssee zu Ende, nicht wissend, dass dies nur der Anfang einer weiteren war. Denn an diesem Tag begann nach über zweieinhalb Jahren der Prozess gegen Sabri H., der am 29. September 2017 Karsten Hempels Sohn Marcus vor einem Wittenberger Einkaufszentrum totprügelte.

Hoffnungsvoll sah Karsten dem Prozess entgegen, in Erwartung baldiger Gerechtigkeit. 13 Prozesstage waren angesetzt, theoretisch hätte die Richterin bis in den Mai hinein Zeugen anhören, Beweise auswerten und den Anträgen des Nebenklägers Karsten (dazu später mehr) nachgehen können. Nichts da!

Unser Video mit Karsten zum Prozessbeginn:

Denn bereits am 26. März fällte die Jugendkammer des Landgerichts Magdeburg ihr Urteil.

Dem Wunsch Karstens, den Prozess wegen Corona einige Wochen auszusetzen, wurde nicht stattgegeben, stattdessen wollte man am besagten Prozesstag Karstens Anwalt, Thomas Seifert, nicht in den Gerichtssaal lassen – mit Hinweis, dass er als belgischer Anwalt ein Zutrittsverbot zum Gerichtsgebäude habe. Erst nach Protest wurde der Jurist hineingelassen.

Dann der nächste Schock: Eine vom Gericht früher aus Zeitgründen aufgeschobene Zeugeneinvernahme erfolgte nicht, vielmehr einigten sich Staatsanwalt, Verteidiger und Gericht auf ein Strafmaß. Der Nebenklägervertreter Seifert widersetzte sich. Man sparte sich die Vernehmung der wichtigen Zeugen also, genauso wie verschiedene Anträge der Nebenkläger einfach übergangen wurden. Karstens Anwalt Seifert hält dieses Vorgehen für hochgradig „unüblich“. Er geht davon aus, dass man in Magdeburg den Fall „schnell vom Tisch“ haben wollte.

Jetzt ist Karlsruhe gefragt

Zwei Jahre Bewährung ausgesetzt zu einer Bewährungszeit von drei Jahren, zusammen mit 120 Sozialstunden für eine Körperverletzung mit Todesfolge. Über das Strafmaß und ob die Straftat selbst überhaupt als Körperverletzung oder nicht doch als Totschlag zu werten ist, wird zu streiten sein. Auch der immerwährende Verweis auf die angebliche Minderjährigkeit des syrischen Täters wurde nie einer ernsthaften Prüfung unterzogen, dies ist aber für die Frage ausschlaggebend, ob nach Jugendstrafrecht entschieden wird oder nicht.

Bis zur Veröffentlichung des schriftlichen Urteils kann über die fragwürdige Begründung des Landgerichts nur spekuliert werden. Unabhängig davon hat Seifert bereits den Revisionsantrag gestellt. Es lägen teilweise massive Rechtsfehler und Ungereimtheiten vor.

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat jetzt zwei Optionen: Entweder er verwirft die Revision von Karsten Hempel und seinem Anwalt Seifert – womit die zweijährige Bewährungsstrafe rechtsgültig würde – oder er gibt der Revision statt. Dann muss der Fall in Sachsen-Anhalt vor einer anderen Jugendkammer völlig neu aufgerollt werden.

Auf diesen letzten Fall muss Karsten hoffen. Bis der BGH entscheidet, können zwischen drei und sechs Monaten ins Land ziehen. Zeit, die wir nutzen müssen, um auf die große Ungerechtigkeit, die Karsten Hempel zuteilwird, hinzuweisen. Der Fall Marcus H. ist ein Beispiel für das zynische Rechtsverständnis des Establishments. Inwieweit Landesjustizministerin Keding ihre Finger im Spiel hatte, darüber können wir nur spekulieren. Doch alles im Fall Marcus H. – die zögerlichen (Nicht-)Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Dessau, die abgesagten Prozesstermine, die extrem milde Bewährungsstrafe – deutet darauf hin, dass versucht wurde, den Fall im Nichts verschwinden zu lassen. Denn schließlich wird im Frühjahr 2021 in Sachsen-Anhalt gewählt!

Sorgen wir dafür, dass diese Taktik nicht aufgeht. Macht das Schicksal von Karsten öffentlich. Informiert Freunde und Bekannte über die Art und Weise, wie hier „Recht“ gesprochen wird. Teilt unsere Grafiken zu dem Fall in den sozialen Medien und seht euch unsere Dokumentationen an, in denen auch Karsten selbst zu Wort kommt. Vergessen wir Marcus nicht und stehen wir zu Karsten, der auch diese Prüfung nun durchstehen muss.

In eigener Sache

Für uns als Bürgerinitiative war und ist der Fall Marcus H. von besonderer Bedeutung. Seit Anfang 2018 – also nur wenige Monate nach den tödlichen Schlägen in Wittenberg – stehen wir in Kontakt mit Karsten Hempel und sind ihm mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Insgesamt 10.985 Euro haben wir bislang über unser Netzwerk gesammelt und an Karsten für seine Prozesskosten überwiesen – dies ist für uns Ehrensache. Woher sonst hätte er das Geld nehmen sollen, um mit seinem Anwalt vor Gericht zu ziehen? Drei längere Videos haben wir zusammen mit Karsten produziert und im Netz verbreitet, um Aufmerksamkeit auf Karsten und sein Anliegen zu lenken und so die Chancen zu erhöhen, dass der Staat hier nichts unter den Tisch kehren kann.

Selbstverständlich bleiben wir dran. Auch in Zukunft berichten wir gewohnt nah vom Fall Marcus H. und gehen diesen langen, schweren Weg mit Karsten bis zum Ende.

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Kommentare (2)

H2O
Was ist los in Sachsen-Anhalt, wieso wird nicht akribisch und motiviert gegen Täter ermittelt? Warum kommen gewaltbereite Schläger ohne oder mit lächerlich milden Strafen so einfach davon? Da wird mal eben ein Menschenleben ausgelöscht und das Rechtswesen will den Fall bloß schnell abschließen? DAS IST NICHT IM NAMEN DES VOLKES!!!!!!! Die Frage ist, WARUM gehen Staatsanwaltschaft und Richter so unerträglich lapidar mit der Tötung eines Menschen um?
Paul
Ich bin einfach nur sprachlos. Was geht in den Köpfen der zuständigen vor sich? Es ist in keiner Weise nachvollziehbar. Man darf sich dann nicht wundern wenn dementsprechend gewählt wird. Dummheit macht eben keine Schmerzen! Ich wünsche euch allen eine bessere Gerechtigkeit im Leben

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