Wenn die Realität zur Verschwörungstheorie wird

Am Wochenende endete der mehrtägige Europaparteitag der AfD. Ungefragt meldete sich kurz nach Beginn der Veranstaltung auch der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz Thomas Haldenwang zum Wort und brandmarkte die in den Reden immer wieder aufkommende Diskussionen über die unkontrollierte Massenmigration als „rechtsextremistische Verschwörungstheorien“. Zitat Haldenwang:

„Vielmehr äußerten diverse Wahlbewerber rechtsextremistische Verschwörungstheorien, wie beispielsweise die vom sogenannten ‚Großen Austausch‘“.

Abseits der Frage, warum sich der von der Regierung eingesetzte Präsident des Inlandsgeheimdienstes in die Tagespolitik einmischt, wird deutlich, dass der Verfassungsschutz (VS) über die Medien wieder ein klares Signal in Richtung Bürger setzen möchte: Eine echte Diskussion über Migration soll nicht gestattet werden.

Wir untermauern die „These“ mit Zahlen

Eine ähnliche Position nimmt der Verfassungsschutz bei der Frage ein, was einen Deutschen in Zeiten der Masseneinwanderung eigentlich ausmacht. Die Behörde stellt sich auf den unwissenschaftlichen und ahistorischen Standpunkt, dass nur der Deutscher ist, der die Staatsbürgerschaft der Bundesrepublik hat. Welche Folgen diese absurde Sicht der Dinge hat, kann man hier nachlesen. Gemäß der Auslegung des VS sind die DDR-Bürger also erst durch den Beitritt zur BRD zu Deutschen geworden – eine Ansicht, der weite Teile der Deutschen von Ostsee bis Erzgebirge nicht zustimmen dürften.

Dass dieses Auftreten nichts mit der propagierten Aufgabe des Verfassungsschutzes zu tun hat, zeigt ein juristischer Sieg der AfD über den VS. Noch während des sich über zwei Wochenenden ziehenden Parteitags wurde Haldenwang per Eilverfahren von einem Gericht zur Abgabe einer Stillhaltezusage gebracht. Der durch das Verwaltungsgericht Köln blamierte VS-Chef soll nun „kritische Äußerungen“ während der AfD-Veranstaltung unterlassen.

Was ist der Große Austausch?

Nichtsdestotrotz gibt man sich von allen Seiten große Mühe, die im Raum stehende Diskussion über die Folgen der Massenzuwanderung zu unterdrücken oder lächerlich zu machen. Der VS definiert den Großen Austausch beispielsweise so:

„Der Begriff Großer Austausch bezeichnet ein Narrativ der Neuen Rechten, das auf den französischen Autor Renaud Camus zurückgeht und insbesondere die strukturelle Substitution der ‚autochthone‘ Bevölkerung Europas durch Zuwanderer aus Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten beinhaltet. Innerhalb der Neuen Rechten wird dies sowohl als bewusst gesteuerter Prozess, oftmals einhergehend mit verschwörungstheoretischen Aufladungen, aber auch als Ergebnis demographischer Entwicklungen dargestellt.“

Kernthese der „Verschwörungstheorie“ ist demnach also die Ersetzung (Substitution) der Europäer als Ergebnis demografischer Entwicklungen. Das dürfen Haldenwang und AfD-Vertreter vermutlich ähnlichsehen. Unterschiedlicher Ansichten herrschen wohl darüber, wer für diese Entwicklung verantwortlich ist und aus welchen Gründen. Doch zuerst wollen wir uns aber die demografischen Fakten ansehen.

Der Große Austausch in Zahlen

Seit langem beobachten und dokumentieren wir bei „Ein Prozent“ in einem Langzeitprojekt die Folgen der Massenmigration nach Europa und primär nach Deutschland. In unserem Migrationsticker liefern wir Fakten, Quellen, Argumentationshilfen und vor allem Lösungsansätze. Im Folgenden wollen wir uns ein paar konkrete Daten ansehen, die die aktuelle Entwicklung verdeutlichen.

Ausländer in Deutschland

In Deutschland lebten 2022 laut des Statistischen Bundesamt 83,1 Millionen Menschen, aber nur 59,2 Millionen Einwohner unseres Landes haben keinen Migrationshintergrund. Zeitgleich erhalten immer mehr Personen unkompliziert die deutsche Staatsbürgerschaft, was Ausländer zu „Deutschen mit Migrationshintergrund“ macht. So sind von den 23,8 Millionen „Menschen mit Migrationshintergrund“ im Land nur noch 13,4 Millionen Ausländer ohne deutschen Pass.

Die Statistik wird seit Jahrzehnten von „Türken“ angeführt, sowohl in der Statistik von „Deutschen mit Migrationshintergrund“, als auch in der von Ausländern im Land. 2022 lebten 2022 1.487.110 „Türken“ ohne bundesdeutschen Pass in Deutschland. Die Unterscheidung zwischen echten Türken und türkischen Staatsbürgern ist wichtig, denn hier tut die Bundesrepublik etwas, was bei deutschen Staatsbürgern laut VS verboten ist: Man unterscheidet zwischen ethnischen Türken und türkischen Staatsbürgern, womit zumeist Kurden gemeint sind. Hier gibt es Hintergrundinfos zu diesem Thema.

Die 13,4 Millionen Ausländer im Land setzen sich folgendermaßen zusammen: 1,4 Millionen „Türken“, 923.805 Syrer, 377.240 Afghanen, 284.595 Iraker und 710.165 Afrikaner. Dabei handelt es sich wohlgemerkt um die Personen, die noch keinen deutschen Pass haben. Gleichzeitig laufen die Einbürgerungen auf Hochtouren. Alleine 2022 wurden rund 168.500 Menschen eingebürgert, 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Großteil der neuen Staatsbürger, also rund 136.600 Menschen, kommt nicht aus der EU, sondern aus Drittstaaten aus aller Welt.

Bereits jetzt in der Minderheit

Auf den ersten Blick scheinen die Zahlen hoch, aber nicht so dramatisch, als dass man von einem Austausch sprechen kann. Doch es handelt sich dabei um eine Momentaufnahme einer überalterten, wurzellosen Gesellschaft, in der die Deutschen kaum noch Nachwuchs bekommen. Schaut man sich die junge Generation im Land genauer an, ergibt sich ein ganz anderes Bild.

Bereits 2019 hatten 39 Prozent der unter 18-Jährigen einen Migrationshintergrund und 70 Prozent dieser jungen Menschen mit Migrationshintergrund besaßen einen deutschen Pass.

Die Zahle der jungen Menschen mit fremden Wurzeln sind in den letzten Jahren weiter angestiegen. Die Rohdaten des Mikrozensus 2022 bestätigen diese Entwicklung. Bereits 2022 hatten 41,6 Prozent aller Kindern unter 5 Jahren im Land einen Migrationshintergrund, bei den 5- bis 10-Jährigen waren es 41,9 Prozent, bei den 10- bis 15-Jährigen waren es 41,1 Prozent, bis 20 Jahren waren es 39 Prozent, in den Altersgruppen 20 bis 35 immer über 35 Prozent. In der Altersgruppe 45 bis 55 Jahre fällt die Zahl der Personen mit Migrationshintergrund mit 29,9 Prozent knapp unter die 30-Prozent-Marke und flacht danach ab.

Das ist die gesamtdeutsche Betrachtung. Es gibt Regionen, in denen sind Deutsche bereits jetzt eine Minderheit im eigenen Land. Gerade an vielen Schulen in Ballungsgebieten ist der Große Austausch Realität.

Beispiel Nordrhein-Westfalen

Eine Antwort auf eine Anfrage der AfD belegt: An 994 von 2.787 Grundschulen in NRW liegt der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund bei 50 Prozent oder höher, Kinder ohne Migrationshintergrund sind dort in der Minderheit. An 54 Grundschulen liegt der Migrantenanteil zwischen 90 und 100 Prozent. An weiteren 227 sind es 75 bis 90 Prozent.

Austausch durch ungebremste Einwanderung

In unserem Migrationsticker widmen wir uns den regelmäßig und detailliert den Asylzahlen. Hier eine kleine Auswahl der Faktoren, die den Bevölkerungsaustausch fördern:

Aktuell befinden sich 3,1 Millionen „Schutzsuchende“ im Land. Einen Großteil machen die 1,07 Millionen Ukrainer aus und die nicht über das Asylticket, sondern aufgrund einer EU-Richtlinie eingereist sind, aber auch Sozialleistungen beziehen, Wohnraum benötigen und deren Kinder auch Plätze in Kitas und Schulen belegen.
Zieht man die Ukrainer ab, leben 1,9 Millionen Personen im Land, die als „Schutzsuchende“ gelten. Von diesen fast zwei Millionen sind nur 44.507 Menschen asylberechtigt und Flüchtlinge im Sinn des Grundgesetzes – alle anderen sind hier, weil es politisch so gewollt ist. Die Verfassung verpflichtet uns nicht dazu; es ist die einzigartige bundesdeutsche Auslegung von EU-Richtlinien und der Genfer-Flüchtlingskonvention, die dazu führt, dass diese Menschen hier im Land sind.

Und es werden täglich mehr, wie die Zahlen der Asylanträge belegen. Die deutschen Grenzen stehen offen, es wird kaum abgeschoben und es gibt einen weltweit fast einzigartigen Zugang zu Sozialleistungen. Im letzten Jahr gab es eine „Schutzquote“ (anerkannte Asylanträge) von 56,2 Prozent, weil auch in sichere Herkunftsländer nicht mehr zurückgeführt wird. 2021 lag die „Schutzquote“ noch bei 39,9 Prozent.

Wer kommt, der bleibt, wie wir in unserer kostenfrei zu beziehenden Asylstudie belegt haben.



Doch nicht nur der ununterbrochene Zustrom von Fremden sorgt für einen Wandel in der Bevölkerung, sondern auch Familiennachzug und hier geborene Fremde. So wurden alleine im Jahr 2022 24.791 Asylanträge von bzw. für Kinder gestellt, die hier geboren sind.

Gleichzeitig wurden von deutschen Botschaften 117.000 Visa ausgestellt, um einen Familiennachzug zu ermöglichen. Die Antragsteller u.a.: 13.750 Syrer, 3.200 Afghanen und 1.450 Iraker. Hinzu kommen allerhand Umsiedlungs-, Auswanderungs- und von verschiedenen Stellen initiierte Programme, über die – meist Nichteuropäer – nach Deutschland kommen und die zu den oben genannten Zahlen hinzuaddiert werden und die in den offiziellen Statistiken fehlen.

Die meisten dieser Einwanderer haben eins gemeinsam: Sie sind hier, weil die deutsche Politik ihre legale oder zumeist illegale Einwanderung ermöglicht. Aber warum tun deutsche Politiker dies ihrer Heimat an?

Warum findet der Große Austausch statt?

Der Verfassungsschutz, einschlägige etablierten Medien, Pseudowissenschaftler oder Formate des Staatsfunks wollen die Kritik an den Folgen der Masseneinwanderung und der offenen Grenzen in Richtung einer absurden Verschwörungstheorie rücken. Die Realität soll ins Land der Märchen verwiesen werden.

Aber alleine der Blick auf die hier präsentierten Zahlen reicht, um die These vom Großen Austausch zu untermauern. Die Fakten zeigen zudem, dass die Asylkrise nicht in den Jahren 2015/2016 unter „Anstrengungen“ bewältigt wurde, sondern andauert. Neben den Einwanderungswellen der letzten Jahrzehnte und der kompletten Grenzöffnung ab 2015/2016 soll die deutsche Gesellschaft auch noch die Einwanderung von über einer Million Ukrainer verkraften. Das ist zu viel für unsere Sozialsysteme, doch kaum einer in Politik, Medien oder Wissenschaft kümmert sich darum.

Doch es gibt ganz konkrete politische Gründe für die Einwanderung von Millionen Fremden nach Deutschland. Schon in den frühen Jahren der Bundesrepublik wurden durch Politik und Wirtschaft die Weichen gestellt. Mehr dazu im zweiten Teil unseres Artikels, der in Kürze hier auf dem „Ein Prozent“-Blog erscheint.

Der Große Austausch in Karten!
Die österreichische FPÖ hat eine Internetseite veröffentlicht, in der jeder selbst nachvollziehen kann, wann die Österreicher Minderheit im eigenen Land werden. Die Seite zum demografischen Wandel in der Alpenrepublik kann hier eingesehen werden

Ein ähnliches Projekt vom EU-Abgeordneten Bernhard Zimniok kann hier für Deutschland (für die Jahre 2005 bis 2019) und für Schweden (für die Jahre 2002 bis 2020) eingesehen werden.

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Kommentare (3)

Alex B.
"Die 13,4 Millionen Ausländer im Land setzen sich folgendermaßen zusammen: 1,4 Millionen „Türken“, 923.805 Syrer, 377.240 Afghanen, 284.595 Iraker und 710.165 Afrikaner." Wenn ich die einzelnen genannten Klassen zusammenzähle, komme ich auf ca. 3.7 Mio. Ausländer. Aus welcher Ethnie kommen die restlichen 9.7 Mio?? Das erscheint mir interessant.
Bodhisatta

Ich halte 1,4 Millionen Türken für viel zu wenig gerechnet. Gefühlt sind das bereits 5 Millionen.

Orakel D.
@Bodhisatta Die genannten 1,4 Mio Türken, sollen ja nur die Türken die ohne deutschen Pass in Deutschland leben, als offizielle Ausländer, sein (laut Statista 1.487.110 zum 31.12.2022 ). Die ganzen Mio Doppelstaatsbürger Türken mit deutschem Pass, und die Zahl der Türken, die ihre türkische Staatsbürgerschaft zugunsten der deutschen Staatsbürgerschaft aufgegeben haben, sind in der Zahl schonmal nicht dabei. Gesamtmigrationsbestandzahl der Türken in der BRD wird mit 2,835 Mio angegeben,wobei in der BRD lebende Türken der dritten Generation,die über den BRD Pass verfügen,schon als reine Deutsche ohne Migrationshintergrund in allen Statistiken in der BRD geführt und eingebettet werden.Hinzu kommen noch die ganzen ethnischen Türken, die aus den ehemaligen Kolonialländern des Osmanischen Reiches in die BRD einwanderten, z.B. Bulgarien.

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