Bauernproteste: darüber streiten wir Patrioten

Wir haben gefragt, ihr habt geantwortet. Anfang der Woche riefen wir dazu auf, uns eure Meinung zum Bauernprotest in den Niederlanden mitzuteilen. Mittlerweile hat die Wut nicht nur die deutschen Landwirte ergriffen, sondern es sind auch zahlreiche Wortmeldungen bei uns eingegangen. Wir haben einige hier zusammengefasst.

Vorab sei gesagt: Bereits die ganze Woche über haben wir die Bauernproteste zu unserem Themenschwerpunkt gemacht. Uns interessierte die strategische Dimension; sprich: wie können inhaltlich stark beschränkte Proteste (wie eben der Aufstand von unzufriedenen Landwirten) hier in Deutschland dazu führen, dass der Druck insgesamt steigt? Sind solche „eindimensionalen“ Themen womöglich Strohfeuer oder nur Symptome einer viel größeren Krise? Wenn ja: Wie können wir, die Patrioten mit einem festen weltanschaulichen Fundament, das nutzen?

Den Anfang machten wir aus unserer Redaktion selbst, mit einem Beitrag, der Grundsätzliches zum Widerstand zusammentrug, dabei die Bauernproteste aber als „Kulisse“ nutzte. Wenig später trudelte eine Einsendung von Jörg Dittus ein, die in eine gänzlich andere Kerbe schlug: Unser Gastautor sieht die Proteste nämlich kritisch, einerseits aus einer ökologischen Perspektive (Dittus ist u.a. Autor beim patriotischen Öko-Magazin Die Kehre), anderseits prangert er die ideologische und praktische Verkettung der landwirtschaftlichen Großbetriebe im globalistischen Reigen an. Ein Beitrag, dem man nicht zustimmen muss, aber die Argumente sollte man sich anhören!

Auch die AfD will sich beteiligen

Thore Stein versuchte daraufhin, die Wogen zu glätten. Der AfD-Politiker und Landtagsabgeordnete aus Mecklenburg-Vorpommern ist Agrarwissenschaftler und Baubiologe. Dementsprechend entfernt er sich in seinem Beitrag vom konkreten Protest in den Niederlanden und setzt sich mit inhaltlichen Fragen auseinander: Wenn wir die Heimat lieben, wie ökologisch darf die Landwirtschaft noch sein, damit sie auch das Volk ernähren kann? Wo verlaufen die Grenzen zwischen regionalem Wirtschaften und global-wokem Bio-Bauerntum? Nicht zuletzt aufgrund der Komplexität ist hieraus ein recht langer Beitrag entstanden; uns würde es aber nicht wundern, wenn sich der Artikel zu einer Art Grundsatzpapier für rechte Ansätze in der Landwirtschaft entwickeln würde.

Wieder zurück zur Ausgangsfrage führt uns ein weiterer Gastbeitrag: Wie fügt sich der Bauernprotest in unser Widerstandsmosaik ein? Man mag denken: Nun, jeder Protest ist gut und wichtig. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht; nur allzu oft fällt man dabei auf Rattenfänger und „Gatekeeper“ herein; Personen des öffentlichen Lebens etwa, die zwar manchmal etwas sagen, was sicherlich nicht ganz verkehrt ist, aber bei anderen Themen gleich wieder in den bundesrepublikanischen Einheitschor einstimmen. Der Gastautor rät deshalb zur Vorsicht und will behutsam Anknüpfungspunkte ausloten.

Nun wollen wir mit einigen Meldungen per E-Mail abschließen. „Ein Prozent“ ist sicherlich keine Theorieplattform, wie es die Magazine Sezession oder Die Kehre sind. Dennoch ist es wichtig, vor allem in Verbindung mit der Praxis, grundsätzliche strategische Fragen zu diskutieren und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten – und natürlich eure Meinungen hören!

Per E-Mail schrieb uns Josef folgendes:

Ein paar Worte zu den Protesten der Landwirte: Wie so oft drängt sich die Rechte nicht auf (und es ist nicht die Rechte, welche die Themen setzt); gerade deswegen sind Zufälle und das fahrlässige Verhalten des politischen Establishments ein Nährboden für eine rechte Protestkultur. CoVID-19 und die darauffolgende Sanktions-, wie auch Drohkulisse gebar die Querdenker, sowie genügend Raum für eine Vereinnahmung der Thematik durch Rechte. Und es gleicht einem Glücksfall, dass das politische Establishment nicht in der Lage ist, die Situation rational und richtig zu koordinieren, sondern sie durch ihre Politik mit einer Impfpflicht und anderen Maßnahmen zu radikalisieren.

Bei den Bauernprotesten in den Niederlanden und bei den Corona-Demos kommt eben nun das wieder zutage, was immer schon da war. Der menschliche Urinstinkt, die Angst und die menschliche Emotion treiben eben den Widerstand mehr an als jeder politische Buchclub.

Den Bauern ihre Tätigkeit und ihre Landwirtschaft zu nehmen mag zwar nicht völlig vergleichbar mit der Coronapolitik sein, aber in beiden Fällen wurde von oben herab etwas beschlossen. Und viele haben nun Recht, wenn Sie ihrerseits die mächtigen europäischen Bauernlobbies kritisieren und die hohe Nitratbelastung der Böden; oder den Export von Nahrungsmittel in alle Herren Länder. Aus einer rechten und somit ökologischen Perspektive ist die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen – des Bodens – ein Problem. Aber aus einer nüchternen Betrachtung heraus erkennt man auch, dass eben der Neoliberalismus schon seit langem seine Wurzeln in den Bauernstand geschlagen hat und nicht am nächsten Morgen brachliegen wird.

Bei Oswald Spengler sind die Fellachen eine geschichtslose Bevölkerung. Auch die Bauern sind bei ihm geschichtslos, weil sie der ewige Grund sind, aus dem eben die Kulturen gedeihen. Und am Ende des Kulturzyklus gibt es eben ein Bauernsterben und es bleiben nur die Landwirte.

Der Landwirt und die Landwirtschaft mag Produkt des Kapitals sein, aber am Ende frisst das Kapital in Form des Weltwirtschaftsforums seine Kinder, wie man eindrucksvoll nun in den Niederlanden sieht.

Die europäische Rechte und auch eine niederländische Rechte müsste somit auf einen neuen Anti-EU-Kurs eingeschworen werden, weil man sich den EU-Bürokraten nur so entziehen kann. Schon jetzt, im Anfangsstadium der Proteste, erkennt man ein deutliches Muster, anhand dessen der Feind in den EU-Lobbies und den WEF-Gremien recht klar benannt wird. Aber nachdem etwa die nationalkonservative Partei „Forum für Demokratie“ nicht direkt an den Protesten teilnimmt, ist es fraglich, ob die Rechte in den Niederlanden davon profitiert. Mehr noch, dank der Proteste ist nun eine Bauernpartei in den Niederlanden im Aufwind und diese nützt die Stimmung konsequent aus.

Wie es nun weitergehen wird, das weiß man nicht, aber um mit einer Bauernweisheit abzuschließen: Im Juli will der Bauer schwitzen, als untätig hinterm Ofen sitzen.

Eine andere Nachricht erreichte uns von Hubert:

Bei den Maßnahmen der Regierung der Niederlande handelt es sich mitnichten um umweltpolitisch motivierte Vorhaben. Die vorgeschobenen Richtersprüche – sicher ähnlich unabhängig wie hierzulande – dienen letztlich nur dazu, den Great Reset durchzuführen und das Land von den Bauern zu klauen. Durch die millionenschweren Investitionen der Landwirte sind viele Betrieb stark verschuldet. Mit den neuen Gesetzen wird es zu etlichen Insolvenzen kommen, wodurch mindestens die geforderten 30 Prozent Stilllegungen erreicht werden. Diese Flächen fallen dann dem Staat zu und sind dem freien Bauerntum entzogen. Die übrigen Betriebe werden in einem noch schwierigeren Umfeld, bei steigenden Betriebskosten in einem zweiten oder dritten Schritt gezwungen sein, ebenfalls zu verkaufen. Mit dem Wegfall einer zumindest größtenteils unabhängigen Landwirtschaft und einer damit verbundenen Lebensmittelautarkie ist ein weiterer Stützpfeiler des Nationalstaates weggebrochen.

Lage der Bauern in den Niederlanden

Ähnlich wie in Deutschland war nur durch stetiges Wachsen zu einer Mindestgröße an Tier oder Fläche eine sinnvolle Bewirtschaftung möglich. Wir sprechen hier nicht über einen angemessenen Stundenlohn. Sondern allein der mit brutalstem persönlichen Einsatz erwirtschaftete Cashflow sichert das wirtschaftliche Überleben des Betriebes. Die Kosten für den Maschinenpark haben ungeahnte Höhen erreicht, ebenso für Betriebsmittel (z.B. hat sich der von Stickstoffdünger vervierfacht). Die Kosten für den Bau von Bestallungen und Infrastruktur geht in die Millionen, was zu einer massiven Verschuldung der Betriebe geführt hat. Mit den angedrohten Maßnahmen stehen viele Betriebe mit dem Rücken an der Wand. Die Landwirte wurden bewusst auf diesen Weg gezwungen und nun schnappt das System zu.

Allgemeine Einschätzung konventionelle Landwirtschaft

Der in der Neuen Rechten oft vorkommende Bio-Boom kann wohl eher als private Präferenz angesehen werden als denn als ernsthafter wirtschaftspolitischer Ansatz hin zu einer funktionierenden Volkswirtschaft. Fakt ist, dass weder Deutschland noch Europa ohne Pflanzenschutz und mineralischen Dünger den Mindestbedarf an Lebensmitteln für seine Bürger erzeugen können. Eine durchaus wünschenswerte Verringerung von Pflanzenschutz und Dünger ist z.B. durch bessere Beizungen, Züchtung von resistentem Saatgut oder mechanische Innovationen möglich. Dies ist aber kostenintensiver als die bisherige Methode. Bei letzterem ist ein vollumfänglicher Einsatz aufgrund der unterschiedlichen Witterung bzw. Bodenbeschaffenheit nur saisonal möglich.

Das sind natürlich nur zwei Wortmeldungen; in den Kommentaren unter unseren Telegram-Beiträgen, bei GETTR und auf Twitter wird natürlich auch ausführlich diskutiert. Mitmachen erwünscht!

Chancen, Hoffnungen, verpasste Ausfahrten?

Das Problem ist folgendermaßen: Die Krisen unserer Zeit eröffnen zwar auch Chancen, vorher unzugänglichen Bürgern die Augen zu öffnen, allerdings wird auch jede inhaltliche Debatte über diese Krisen (sei es der Ukrainekrieg, sei es der Bauernprotest) erbittert in den eigenen Reihen ausgetragen.

Wir möchten mit unseren Beiträgen und unserer Arbeit ein Forum eröffnen; eine Plattform, auf der wir gesittet und überlegt über die strategischen Optionen diskutieren können. Im Falle des Ukrainekriegs haben wir das sofort, keine 24 Stunden nach der Offensive russischer Truppen, in Form eines Telegram-Livestreams getan. Viele verschiedene Stimmen, unterschiedliche Meinungen, aber ein großes patriotisches Miteinander.

Im Falle der Bauernproteste wollten wir in dieser Woche die unterschiedlichen Blickpunkte und Meinungen darlegen. Jetzt heißt es: Umsetzen, unterstützen, den Widerstand verstärken. Das ist leichter gesagt als getan. Aber mit einem strategisch-weltanschaulichen Grundgerüst, wie hier vermittelt, sollte es doch etwas einfacher von der Hand gehen für diejenigen, die wirklich etwas in diesem Land bewegen wollen.

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Kommentare (1)

Ulrike
Wie paßt der Bauernprotest ins Widerstandsmosaik? Zwischen den Protesten der Coronamaßnahmegegner und denen der Landwirte bestehen aus meiner Sicht durchaus Parallelen: Die orwellschen Methoden, mit denen der Staat gegen die Landwirte vorgeht, sind im gleichen Zusammenhang zu sehen wie digitale Impfausweise und Zwangsimpfungen. Momentan werden demütigende und den Landwirt kriminalisierende Kontroll- und Überwachungsinstrumente perfektioniert, die später vermutlich Einzug in weitere Lebensbereiche haben werden. Ein Beispiel ist die in einigen Bundesländern bereits eingeführte satellitengestütze Dauerbeobachtung „Kontrolle durch Monitoring“, die eine permanenten Rechenschaftspflicht des Landwirts per „Geo-Foto-Applikation“ beinhaltet. Zitat aus einem Vortrag vom 18.03.2022 des Landwirtschaftsministeriums Sachsen-Anhalt „Direktzahlungen 2022 / Kontrollen durch Sentinel-Monitoring* / Wie funktioniert LaFIS®-GEOFOTO? Wenn durch die „Kontrolle durch Monitoring“ kein eindeutiges Ergebnis zu einer Parzelle erzielt wurde, erhält der Landwirt einen Fotoauftrag als Push-Nachricht auf sein Smartphone. Dieser Fotoauftrag bezieht sich zunächst auf den Nachweis einer angebauten Kulturart bzw. auf den Nachweis einer landw. Tätigkeit bzw. Mindesttätigkeit auf Grünland bzw. Bracheflächen. Der Antragsteller muss dann an der konkreten Parzelle entsprechende Fotos zum Nachweis aufnehmen und hochladen.“ * jeder Fleck der Erde wird alle 5 Tage aufgenommen; Bildqualität 1 Pixel = 10 m x 10 m Die Coronamaßnahmegegner wissen, daß bei den staatlichen Maßnahmen Begriffe wie „Infektionsschutz“ nur der Verschleierung der tatsächlichen Ziele dienen. Und die Landwirte wissen, daß die ihnen auferlegten staatlichen Maßnahmen nicht vorrangig den „Umweltschutz“ zum Ziel haben. Beide Protestbewegungen eint meiner Meinung nach ein tiefer Zorn auf die Verlogenheit des Systems. Auf eine Verlogenheit, mit der die tatsächlich existierenden Probleme, gerade im Bereich Natur- und Ressourcenschutz, nicht gelöst werden können. Solidarität aller Protestbewegungen untereinander ist deshalb das Gebot der Stunde.

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